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Unternehmenswert berechnen: Die Faustformel und ihre Grenzen

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Eine erste Orientierung für Unternehmer, die ihren Firmenwert einschätzen wollen, kann eine Faustformel um den Unternehmenswert zu berechnen.

Die Frage nach dem Unternehmenswert ist für viele Unternehmer entscheidend – sei es im Rahmen einer Nachfolgeregelung, eines Verkaufs oder einfach zur strategischen Planung. Doch wie kann man den Unternehmenswert berechnen? Eine schnelle Lösung versprechen Faustformeln, die eine erste Orientierung bieten. Doch Vorsicht: Der tatsächliche Wert hängt von zahlreichen Faktoren ab, insbesondere vom potenziellen Käufer und dessen strategischem Interesse. Dieser Artikel gibt einen Überblick über gängige Faustformeln, zeigt deren Grenzen auf und erklärt, warum eine individuelle Einschätzung oft der beste Weg ist.

Warum eine Faustformel um den Unternehmenswert zu berechnen?

Faustformeln sind einfach und schnell anwendbar. Sie basieren meist auf Kennzahlen wie dem EBIT, EBITDA oder Umsatz und setzen diese in Relation zu branchenüblichen Multiplikatoren. Die Idee dahinter: Ein Unternehmen ist so viel wert, wie es potenziell erwirtschaften kann.

Doch Unternehmen sind mehr als nur ihre nackten Zahlen. Besonders in der Softwarebranche spielen immaterielle Werte eine bedeutende Rolle. Kundenbindung, technologische Alleinstellungsmerkmale und wiederkehrende Einnahmen können den Wert erheblich beeinflussen.

Achtung: Der tatsächliche Unternehmenswert hängt von vielen Faktoren ab – insbesondere von der Perspektive des potenziellen Käufers. Falls Sie eine genauere Einschätzung benötigen, sprechen Sie uns an — aus unserer Erfahrung können wir unkompliziert einen ersten Einblick geben.

Gängige Faustformeln zur Unternehmensbewertung

1. EBIT-Multiplikator

Eine der am häufigsten verwendeten Methoden ist die Berechnung auf Basis des EBIT (Earnings Before Interest and Taxes). Die Formel lautet:

Unternehmenswert = EBIT x Multiplikator

Der Multiplikator variiert stark je nach Branche, Unternehmensgröße und Marktsituation.

  • Softwareunternehmen: 4-8x EBIT
  • Produktionsunternehmen: 5-7x EBIT
  • Dienstleistungsunternehmen: 3-6x EBIT

Beispiel: Ein Softwareunternehmen mit einem EBIT von 500.000 € und einem Multiplikator von 6 wäre nach dieser Methode 3 Mio. € wert.

Eine aktuelle Übersicht finden Sie beispielsweise auf der Seite der DUB (Link) . Einen sehr einfach gehaltenen Rechner finden Sie beispielsweise auf der Webseite der KERN Unternehmensnachfolge.

2. EBITDA-Multiplikator

Die EBITDA-Methode (Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation and Amortization) ähnelt der EBIT-Methode, berücksichtigt aber zusätzliche Abschreibungen und Finanzierungsstrukturen:

Unternehmenswert = EBITDA x Multiplikator

Die Multiplikatoren sind hier meist etwas niedriger, liegen aber in ähnlichen Bandbreiten.

3. Umsatzmultiplikator

Diese Methode eignet sich vor allem für wachstumsstarke Unternehmen, die hohe wiederkehrende Umsätze haben:

Unternehmenswert = Umsatz x Multiplikator

  • SaaS-Unternehmen: 2-6x Umsatz
  • Klassische Softwareunternehmen: 1-3x Umsatz

Beispiel: Ein SaaS-Unternehmen mit 2 Mio. € Umsatz könnte je nach Wachstum und Kundenbindung 2-10 Mio. € wert sein.

4. Substanzwertverfahren

Hier wird der Unternehmenswert anhand des materiellen und immateriellen Vermögens berechnet:

Unternehmenswert = Vermögenswerte – Verbindlichkeiten

Diese Methode ist besonders für Unternehmen mit hohen Anlagewerten relevant, wo es tatsächlich darum geht was eine erneute „Anschaffung“ der Unternehmensausstattung kosten könnte, und weniger für digitale Geschäftsmodelle.

5. Discounted-Cashflow-Verfahren (DCF)

Das DCF-Verfahren ist komplexer und betrachtet den zukünftigen Cashflow, den das Unternehmen erwirtschaftet. Dieser wird mit einem Abzinsungssatz auf den heutigen Wert berechnet.

Vorteil: Sehr genau, berücksichtigt Wachstumsprognosen.

Nachteil: Hohe Unsicherheit bei der Prognose künftiger Cashflows.

Adjustments: Korrekturen zur realistischen Bewertung

Oft enthält die Bilanz bzw. GuV eines Unternehmens Kosten, die nicht unbedingt den operativen Gewinn widerspiegeln. Solche Positionen sollten bei der Unternehmensbewertung bereinigt werden, um ein realistisches Bild zu erhalten. Typische Anpassungen sind:

  • Geschäftsführergehalt: Falls das Gehalt des Geschäftsführers über oder unter dem branchenüblichen Niveau liegt, sollte es auf ein marktübliches Niveau angepasst werden.
  • Nicht notwendige Betriebsausgaben: Manchmal gibt es betriebliche Kosten, die nicht zwingend zur Geschäftstätigkeit gehören (z. B. privat mitbenutzte Fahrzeuge oder andere Geschäftsausstattung, teure Dienstreisen). Diese sollten aus der Berechnung entfernt werden.
  • Einmalige Kosten oder Erlöse: Außergewöhnliche Kosten, wie Restrukturierungsmaßnahmen oder einmalige Bonuszahlungen, sollten herausgerechnet werden, da sie keinen nachhaltigen Einfluss auf den Gewinn haben.
  • Miet- und Leasingverträge: Falls das Unternehmen eigene Immobilien besitzt oder Mieten zahlt, die nicht dem Markt entsprechen, kann eine Anpassung sinnvoll sein.

Solche Adjustments sind wichtig, um den wahren Ertrag des Unternehmens korrekt zu bewerten und eine realistische Einschätzung des Kaufpreises zu ermöglichen.

Welche Methode ist die richtige?

Jede Methode hat Vor- und Nachteile. Für eine erste Orientierung sind Faustformeln hilfreich, doch der tatsächliche Unternehmenswert hängt von vielen individuellen Faktoren ab, wie z.B.:

  • Marktumfeld und Wettbewerb
  • Kundenstruktur und Bindung
  • Skalierbarkeit des Geschäftsmodells
  • Strategische Synergien mit dem Käufer

Unser Tipp: Nutzen Sie Faustformeln für eine erste Schätzung, aber verlassen Sie sich nicht blind darauf.

Als nächsten Schritt nach einer Kaufpreisermittlung wird ein möglicher Kaufinteressent Ihnen ein indikatives Angebot unterbreiten.

Der Preis hängt auch stark vom Käuferprofil ab

Schlussendlich hängt der Wert auch stark vom Käuferprofil und den zukünftigen Absichten des Käufers ab:

  • Ein Finanzinvestor wird, je nach Kapitalkosten, nach einer gewissen Zeit eine Amortisierung des Investments benötigen.
  • Ein strategischer Käufer könnte dasselbe Unternehmen danach bewerten, was die Kunden „wert“ sind wenn er das Produkt des Unternehmens einstellt und die Kunden auf sein eigenes Produkt umstellt.
  • Ein Private-Equity Käufer würde bei demselben Unternehmen von Anfang an auf einen Weiterverkauf nach 3-6 Jahren abzielen, und überlegen welche Kosten- oder Umsatzpotentiale man in dieser Zeit heben kann um den Weiterverkaufswert zu steigern.

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